Mittwoch, 21. Juli 2021

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Sonntag, 3. November 2019

Verflogen

Weißt du noch
das Herbstlaub unter unseren Füßen 
und eine späte Biene
betrunken von der Oktobersonne
auf deinem Knie?

Weißt du noch die Bank
ganz hinten an der Mauer
nur für uns zwei?
Und die Zeit, weißt du noch die Zeit
wie sie verging
wie sie verging?

Bis die Kirchturmuhr schlug
die mir Nachtigall war
und dir Lerche?
Und wie sie verklang?
Weißt du noch?

Donnerstag, 30. Mai 2019

Verlust

Die Tränen fließen lassen
bis ich leergeweint bin.
Mich selbst umarmen.
Die Traurigkeit annehmen
als Teil von mir.
Zur Ruhe kommen.

Die Zeit fließen lassen
bis an den Horizont. 
Das Schicksal umarmen.
In die Zukunft vertrauen
dass sie gut wird.

Zur Ruhe kommen.

Bruchlinien

Gestern warst du bei mir.
Und ich glaubte
heute würdest du es auch noch sein.
Dass es nach jedem Gestern
ein Heute gibt
und nach jedem Heute
ein Morgen
dachte ich.
Bis gestern. 

Aber Heute hat ein Loch
in mein Leben gerissen.
Unüberwindbar klafft es
zwischen Gestern und Morgen.
Und du bist nicht mehr bei mir.

Ich vermisse es
mit dir zu reden.
Ich vermisse es
dich zu spüren.
Sogar dich zu vermissen
vermisse ich.
Denn jemanden zu vermissen
macht keinen Sinn 
wenn es für immer ist.

Nur dich zu lieben 
vermisse ich nicht.
Denn Liebe braucht kein Morgen
um zu bestehen.

Sonntag, 3. März 2019

Ostern mal anders


Vor vielen, vielen Jahren, als von der Klimaerwärmung noch keine Rede war, schneite es einmal vor Ostern eine ganze Woche lang. Unaufhörlich rieselten dicke, weiße Flocken vom Himmel, und die Landschaft versank unter einer schweren Schneedecke.


Der Osterhase bekam von diesen Wetterkapriolen gar nichts mit. Gemeinsam mit seiner Hasenfrau und allen 22 Hasenkindern arbeitete er tagein, tagaus mit Feuereifer daran, die Eier für die Kinder des Dorfes in allen Farben des Regenbogens zu bemalen und mit ausgefallenen Mustern zu verzieren. Am Abend vor dem Ostersonntag betrachtete er zufrieden sein Werk. Eine solche Farbenpracht wie heuer war ihm selten zuvor gelungen!



Doch wie erschrak der arme Osterhase, als er früh am nächsten Morgen, schwer beladen mit Körben voller Eier, aus seinem Bau krabbelte! Alles war weiß – die Wiesen, die Wege, sogar die Bäume hüllten sich in Mäntel aus Schnee. Wo sollte er nun seine bunten Eier verstecken? Die kahlen Sträucher boten keine Tarnung, denn durch die Zweige würde man schon von weitem die Farben leuchten sehen. Verzweifelt schlug sich der Osterhase die Pfoten vor das Gesicht. Er wusste doch, wie sehr sich die Kinder auf die Eiersuche freuten! Aber ohne richtige Verstecke gab es keine Suche, die Kinder würden die Eier und Nester auf den ersten Blick entdecken, und binnen weniger Minuten wäre der ganze Spaß vorüber.



Ein Eichhörnchen, das gerade unterwegs war, um eine Nuss zum Frühstück aus seinem Versteck zu holen, wurde auf das jämmerliche Schluchzen aufmerksam, das vom Eingang des Hasenbaus zu ihm herüber drang. Neugierig folgte es den Lauten und entdeckte den unglücklichen Hasen. Der schilderte dem kleinen Nager seine Not – und siehe da, das Eichhörnchen wusste Rat!

»Du darf gerne ein Osternest in meinem Astloch verstecken«, bot es dem Hasen an.


Dieser stimmte freudig zu. Während er seine Gaben vorsichtig in das Astloch schob – so, dass ein ganz klein wenig Rot hervorblitzte, um den Kindern die Suche nicht allzu schwer zu machen – flitzte das Eichhörnchen los, um seine Freunde zu verständigen.

 
Alle eilten sofort herbei, um dem Osterhasen in seiner Not beizustehen. Die Vögel liehen ihm ihre Nester als Verstecke für bunte Eier, der Hund seine Hütte, das scheue Reh bot ihm einen Platz in der Raufe an, das Murmeltier seine Höhle, und sogar im Eingang zum Fuchsbau durfte er ein Nestchen mit Eiern unterbringen. Nachdem alle Eier versteckt waren, bedankte sich der Osterhase herzlich bei seinen Freunden und lud sie alle zum Sonntagsfrühstück in seinen Bau ein.



Als die Kinder wenig später aus den Häusern stürmten, wunderten sie sich sehr. Die weiße Landschaft vor ihnen schien bis auf einige Pfotenspuren unberührt, und nirgends war auch nur ein einziges Osterei zu entdecken. Enttäuschung machte sich breit. Sollte der Osterhase das Osterfest etwa verschlafen haben?

Plötzlich stieß der kleine Tim einen Schrei aus und zeigte auf einen dicken Baumstamm.

»In dem Astloch dort drüben leuchtet etwas Rotes!«, rief er aufgeregt.

Sofort rannten die Kinder zu dem Baum hinüber, und tatsächlich! Im Astloch entdeckten sie das Osternest, das der Hase dort für sie vorbereitet hatte. Nun wussten sie, nach welcher Art von Verstecken sie zu suchen hatten. Unter großem Jubel und Gelächter streiften sie durch die Gegend, bis sie schließlich alle Eier und Nester entdeckt hatten. Dann kehrten sie mit roten Backen und leuchtenden Augen in ihre Wohnungen zurück, um sich aufzuwärmen und ihren Eltern von den ausgefallenen Verstecken zu erzählen, in denen sie heuer ihre Gaben gefunden hatten.


Alle – die Menschen wie die Tiere – waren sich einig: Ein so schönes Osterfest hatten sie schon lange nicht mehr erlebt!