Donnerstag, 24. November 2016

Vulkania



Sie täuschen
die zartlila Blüten an meinen Hängen
Wenden sie noch so unschuldig
den Blick der Sonne zu
sie verraten sich doch

Denn ihre Wurzeln nähren sich
aus blutender Erde
dunkel und voll und lebendig
die nach Anfang schmeckt
und nach Ende
und noch mehr gibt
als sie verspricht

Nein, ich würde nicht tauschen wollen
mit den sanften, grünen Hügeln
die friedlich vor sich hin blühen
und nicht wissen
was Feuer ist

Denn in mir gärt eine Kraft
die Himmel und Hölle gebiert
Ekstase und Verderben
die mich ganz nach oben reißt
und ganz nach unten
mich jeden Abgrund kosten lässt
und jedes Extrem

Nein, ich würde nicht tauschen wollen
mit den sanften, grünen Hügeln
Ich bin, was ich bin
So soll es sein
Und so ist es gut

Montag, 21. November 2016

Offenbarung



Das sind die Momente
in denen du spürst
dass du noch immer
du bist
Trotz der tiefen Wunden
die in dir
weiter bluten
trotz der Risse
die dein Innerstes durchziehen
wie ein seltsames Mosaik

Wenn du vor einem Bild stehst
und weinst
weil aus dem Bild
die Sonne scheint
aus dem Bild heraus
in dich hinein

Wenn du dort stehst
und schaust
und du weißt
das ist es
warum du lebst

Dann hast du keine Fragen mehr
nur noch Antworten
Du willst sie nicht immer hören
Sie ergeben nicht immer einen Sinn
Sie tun oft weh
Aber sie sind echt
Und du lebst

Mittwoch, 2. November 2016

Umwege

Niemals hätte ich dich
kampflos aufgegeben
Niemals wäre ich gegangen
um mich zu befreien
wär nicht der Schlag
so hart gewesen
mit dem du mich zu Boden strecktest
so tief die Wunde
dass ich flüchten musste
weit weg
in Sicherheit

So habe ich jetzt also unvermutet
meine Souveränität zurück
Wer hätte das gedacht?
Erlebe
dass ich lebe
ohne dich
dass ich es kann
auch wenn ich es nicht will
und dass ich stark bin
immer noch
gerade jetzt

Wie schade
dass das Schicksal
manchmal Wege gehen muss
die so sehr schmerzen
damit wir lernen
was es uns lehren will
Und doch wie gut
dass es nicht weich wird
unter unserem kleinen Leid
und dass es unbeirrt von unseren Tränen
die Aufgabe
zu Ende bringt

Ich nehme ihn entgegen
meinen Schlag
und meine Lektion
Und eines Tages
wenn aus blutenden Wunden
zarte Narben
und aus bitterer Erkenntnis
weise Einsicht geworden ist
Reich ich dem Schicksal
wieder meine Hand
und dir