Sonntag, 24. Januar 2010

Das Lied

Der goldene Vogel
sitzt und schweigt.
Er sieht nicht
den Glanz seiner Federn.
Zu hell der unablässige Schein der Sonne.
Kein Schatten, der jenem nächsten Strahl
den Funken verleiht.

Er sitzt
und schweigt.
Er wiegt nicht
die Schwingen im Wind.
Eng presst er die Flügel
an den warmen Körper.
Gewarnt will er sein
und gewappnet
für jenen Augenblick,
der ihm die Freiheit nimmt.

Dann wird er sitzen
zerzaust und geschunden
und durch Gitterstäbe träumen
von jener Welt, in der er jeden Tag
die Flügel ausgebreitet hätte,
um hoch zu fliegen übers Tal
wenn nicht das Warten ihn gefesselt hätte.

Und im Gedenken an das Leben,
das er nie gelebt,
hebt er den Kopf
und singt.