Dienstag, 15. Dezember 2015

Assoziationen



Du bist in den Vogelschwärmen
die in der Dämmerung
am Himmel kreisen
Weißt du noch, Hutsche?
Die Vier-Uhr-Krähen hast du sie genannt

Ein jedes Lebkuchenherz
mit Marmeladefüllung
schmeckt nach der braunen Handtasche
deren verheißungsvoller Duft
meine Spaziergänge versüßte

In jedem Winterwald
hoff ich auf Mandarinenspalten
die der Pezi-Bär im Schnee
für mich zu Mustern angeordnet hat
eine verzauberte Schatzsuche
von Station zu Station

Und für den Nikolo
singen wir gemeinsam
du und ich
Lasst uns froh und munter sein
zweistimmig
immer

Dienstag, 8. Dezember 2015

Endspurt

Einfach durchstehen
durchtauchen
durchziehen

Bis Weihnachten
und darüber hinaus
Bis es besser wird
Falls es besser wird

Und falls nicht
ist zumindest wieder
ein Stück geschafft

Eine Etappe
auf meinem Weg
Ein Kapitel
in meiner Geschichte
Ein Posten
auf meiner To do List

Abgehakt
überstanden
bewältigt
vorbei

Unwiederbringlich
verloren

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Resurrection


Als wäre nichts gewesen
machst du weiter
wo du aufgehört hast.
Vorher.
In einem anderen Leben.

Als lägen nicht Schichten von Zeit
als stünden nicht Klippen von Schmerz
zwischen dir und
Vorher.

Als wärst du noch ganz.
Als hättest du nicht
den Abgrund geschaut.
Als wär nicht ein Stück von dir
dort geblieben.

Und doch ist es anders.
Vielleicht liegt es am Licht
das gedämpfter scheint.
Vielleicht liegt es an dir.

Denn ein Stück von dir
ist noch immer
dort.

Samstag, 3. Oktober 2015

Zuflucht

Könnte ich malen 
wäre dies der Moment
den Pinsel zu zücken 

Grün für die Hoffnung
die noch warm
die Hügel überzieht 

Dazwischen erste Sprenkel von Rot und Gold
lächeln dem Herbst
entgegen

An den Weinstöcken prangen 
süße Versprechungen
in kräftigem Violett

Eine Prise Sonnenlicht
und ein paar Tränen
für den Aquarell-Effekt

Und dann hineinsteigen
in mein Bild 

Sonntag, 13. September 2015

Hutschi Oma

Verglommen ist dein Licht
ganz leise
Wir hatten nicht geahnt
wie tief dein Stern schon steht

Heiter bist du gegangen
fast beiläufig und
ohne Abschied
Abschiede hast du nie gemocht

Tausend Kindheitssplitter
lässt du mir zurück
Berührungen, Lieder, Spiele, Gerüche
voll Freude und Geborgenheit
Ich trage sie alle in mir

Die Selbstverständlichkeit deiner Gegenwart
hast du mitgenommen
Fremd ist die Welt ohne dich
Und ich kann nicht fassen
dass du nur noch
Erinnerung bist

Donnerstag, 13. August 2015

Sternschnuppen

Du brauchst nur zu warten
den Blick in die dunkle Weite gerichtet
die unerfassliche Zahl an fernen Feuern
von denen dir deiner Kurzsichtigkeit
und deiner Menschlichkeit wegen
ein verstörend großer Teil
verborgen bleibt

Und dann immer wieder eines
das vom Himmel fällt
kurz und schmerzlos
an der Grenze zur Illusion
und du hast einen Wunsch frei

Eigentlich sollte dich jetzt
die Demut packen
Klein solltest du dich fühlen angesichts
der Unendlichkeit

Und doch erinnert das
was dich erfüllt
eher an Wut
Ein unbändiges Wollen
gepaart mit absoluter
Aussichtslosigkeit

Tausende Fragen
ein unstillbarer Drang
zu wissen
welche Seelen, Welten, Bilder
sich hinter diesem Schwarz verstecken

Und was an deiner Seele nagt
ist nicht, dass du nicht weißt
sondern dass du niemals
wissen wirst

Donnerstag, 30. Juli 2015

Himmelwärts

So ein Blau
in dem man sich verlieren möchte
freundlich und weit
Genauso muss es aussehen
mein Verlier-Blau

Hell und einladend
nichts Dunkles, Bedrohliches
Ein Versprechen
keine düstere Vorankündigung

Wenn ich hoch hinauf steige
in das unbekümmerte Blau
auf meiner Gedankenstrickleiter
kann ich den lauen Wind spüren
der meinen Körper liebkost

Werde ich nach unten schauen?
Ich weiß es nicht
Vielleicht wird mir das Sein im Blau genügen
Ein Hier, ein Jetzt
mehr braucht es nicht

Aber wenn ich
falls ich
doch den Blick hinab riskiere
wird es ein Spiel sein
eine bunt getupfte Tiefe
ohne Sog

Ein Flug wird es sein
kein Fall

Samstag, 25. Juli 2015

Strada del Sole

Legionen von Sonnenblumen 
stehen gesenkten Hauptes
eine Armee geschlagener Soldaten 
demütig sich ergebend dem Feind 

Gewaltige Oleanderbüsche
in machtvoller Blüte 
spotten ihnen Hohn
und aus dem eleganten Reigen der
Zypressen blinzeln mir
vorwitzige Palmen zu

Endlos reckt Hügel an Hügel 
sein Gesicht in die Sonne
Weinstöcke sprenkeln
Sommersprossen gleich 
den braunen Teint 

Auf der linken Seite in mattem Türkis 
immer wieder das Meer 
zweidimensional und flach 
wie mit Wasserfarben hingepinselt 
von einem Kind 

Vor mir das Asphaltband 
glänzt flüssig unter der Glut 
eine Illusion von kühlem Nass 
so trügerisch 
bis an den Horizont 

Freitag, 10. Juli 2015

Überforderung

Zu viel
zu oft
zu laut
zu lange

Sie ziehen
zerren
fordern
brauchen

Erbarmungslos
hemmungslos
pausenlos
grenzenlos

Ein jeder kämpft
mit allen Mitteln
um die Reste deiner Kraft
ohne Rücksicht auf Verluste

Du tust
was sie von dir erwarten
bringst die Performance
und bist ihnen
nie genug

Es bleiben immer
Wünsche offen
Du bist am Ende
aber nie
am Ziel

Mittwoch, 1. Juli 2015

Showdown

Ice people
in the sun
Taking vain efforts to
protect their soft, white skin
from its blazing heat
Sweating with flame-coloured fear
Slowly melting away
almost audibly
drop by drop by drop
And while closing their eyes
against their foreboding
enjoying it