Freitag, 28. Juli 2017

Licht der Provence

Ein tiefsattes Blau
ein smaragden lockendes Grün
mit weißen Juwelen besetzt
Nirgends habe ich das Meer
in leuchtenderen Farben
singen gehört

Die Sonne
die sich verführerisch
an die roten Felsen schmiegt
strahlt anders als zu Hause
weicher und zärtlicher
mehr Erfüllung als Versprechen

Malen möchte man
diese verzauberte Landschaft
Worte und Töne möchte man finden
um sie festzuhalten und mitzunehmen
in das kühle Licht des Nordens

Und doch bekommt keiner von uns
sie jemals ganz zu fassen
Nur im lebendig pulsierenden Hier und Jetzt
erschließt sie sich den betörten Sinnen
in allen Facetten ihrer Magie

Sobald wir ihr aber den Rücken kehren
geben wir sie verloren
Nur die Sehnsucht
bleibt fest in unseren Herzen verankert
und der brennende Wunsch
wiederzukommen

Dienstag, 18. Juli 2017

Zerborsten

So viele Jahre hab ich schon zurückgelegt
und so viele Menschen hinter mir gelassen
Menschen, die mich zu der gemacht haben, die ich bin
Geschichten, die meine Geschichte geworden sind
Unzählige Bruchstücke meines Herzens
die fremde Wege säumen

Aber da sind auch die Scherben anderer Leben
die ich aufgelesen habe
und seither hüte und bewahre wie einen Schatz
deren Los ich mir auflade in gnadenloser Loyalität
auch wenn man sie mir meistens
nicht freiwillig überlassen hat

Wir sind doch alle nur, jeder für sich,
Mosaike aus Bruchstücken
eigenen und fremden
und je älter wir sind, und je größer ihre Zahl
desto bunter und vielfältiger
leuchten sie unseren Weg aus

Aber in Wirklichkeit sehnen sich all die Scherben
an ihren Ursprungsort zurück
Und jeden Teil unseres Wesens
den wir im Lauf der Zeit
irgendwo zurückgelassen haben
zieht es immer noch schmerzlich in die Heimat

Deshalb verwundert es nicht
dass wir Zeit unseres Lebens
uns verausgaben
auf der vergeblichen Suche
nach den Bruchstücken
unseres vielfach gebrochenen Herzens

Und niemals
wirklich
fündig werden




Samstag, 15. Juli 2017

Getrieben

Ewig Suchende auf dünnem Eis
zur Rastlosigkeit verdammt

Dieses verheißungsvolle Knirschen
wenn du auf die gewissen Stellen trittst
und das leise Vibrieren unter deinem Gewicht

Eine versteckte Andeutung nur
subtil und elegant
nicht in der plumpen Manier einer Drohung

Und doch elektrisiert dich
der lustvolle Nervenkitzel der Ungewissheit
ob es dich diesmal erwischen wird

Ob im nächsten Augenblick
der feste Grund unter deinen Füßen aufbirst
und es dich in eine andere Dimension schleudert

Oder ob du wieder einmal
ungeschoren davonkommst
um weiterzusuchen

Zur Rastlosigkeit verdammt
Bis das Eis bricht