Montag, 16. Februar 2015

Mitternacht



Hier sind sie nun
die Geister, die ich rief

Mit ihren hohlen Augen
blicken sie auf mich hernieder
als läge ich am Totenbett
und ihre kühlen Schatten
nehmen mir das Licht
(Wer hätte je geahnt,
dass Geister Schatten tragen?)

Es atmet sich nicht leicht
in ihrer grauen Gegenwart
Mit unsichtbaren Fesseln
geknüpft aus Hoffnungslosigkeit
schnüren sie mir
das Leben ab

Und dennoch regt sich tief in mir
die kleine Stimme
die immer alles besser weiß  
Sie flüstert mir beharrlich
und ich spüre, sie hat Recht:

Du wusstest nicht
was dir die Geister bringen
Kanntest nicht ihren Preis
Doch müsstest du von neuem wählen
zwischen der Geister kalter Grausamkeit
und billigem Genuss
du riefst sie wieder
lauter noch
und hießest sie willkommen
in deiner unverstellten
Verletzlichkeit      

Freitag, 13. Februar 2015

Heimkehr

Die Traurigkeit
Die keinen Namen trägt

Sie kennt dich immer schon
Und wenn sie naht
Dann blickst du ihr entgegen
Wie einem alten Freund

Nimmst sie in deine Arme
Und weil du musst
Und weil du willst
Weil sie ein Teil von dir ist
Und du ein Teil von ihr
Öffnest du ihr
Dein Herz

Was wärst du ohne sie
Wo wär sie
Ohne dich
Ihr wart ein Ganzes schon
Bevor das Leben euch ins Denken rief

Sie nimmt dir deinen wilden Drang
Sie fängt ihn ab
Sie fängt dich auf
Wenn er dich zu zermalmen droht
Dämpft deinen Schrei
Nach Leben bis zum Untergang
Holt dich nach Haus

Es liegt sich weich und wund
In ihrem Schoß
Ein leises Weh
Ein stiller Schmerz
Ein alt vertrautes Heim
Das jeden dunklen Winkel kennt
Und jeden tiefen Fall
Schon tausendfach
Vorweg genommen hat

Du gibst dich hin
In ihre düstere Umarmung
Und gibst dich auf
Und kommst zur Ruh
Sie nimmt dich jedes mal zurück
Die nie verlorene Tochter
In mütterlicher
Selbstverständlichkeit
Ohne Triumph