Mittwoch, 3. August 2016

Wer ohne Sünde ist

Ich könnte es mir
von der Seele schreiben
all das Gerümpel
das auf ihr lastet

Dann läge es da
hoch aufgetürmt
und wäre mir nur noch
ein Schulterzucken wert
Nicht einmal verbrennen
würde ich es
so egal wäre es mir
Und ich wäre wieder frei
ich zu sein

Früher
war es leichter
Da habe ich es
durch staubige Gitter geflüstert
die schon zu viel gehört hatten
um noch Gefühle zu zeigen
Danach ein paar Vaterunser
vielleicht einen Rosenkranz
wenn es hoch kam
und die Sache war erledigt

Mit dem Schreiben
ist es nicht so einfach
denn wenn er dann vor mir liegt
der Seelenmistberg
aus ausgespuckten Wörtern
wird mir schmerzlich klar
dass sein Schatten
unter meiner Haut weiterlebt
ein lebendiger Schatten
der mich verhöhnt

Nein, ich kann mich nicht befreien
kann sie nicht lässig abstreifen
meine Last
und mich unbeschwert
dem Zug der Schuldlosen anschließen
Ich kann nur den Kopf senken
ihre Blicke meiden
und auf den ersten Stein warten