Donnerstag, 29. September 2016

Wortmalerei



Mit beiden Händen ins Volle greifen
Lustvoll die flüsternde, singende
spuckende, fauchende, pfeifende,
vielstimmig klingende Masse
zwischen den Fingern kneten
Ein paar vorlauten Exemplaren nachwinken
die sich aus meinem Griff befreit haben
und jauchzend in der Ferne verhallen

Von der lauten, bunten Fülle
einen dicken Patzen auf das Papier klatschen
Dem Klang des Aufpralls lauschen
Ist es ein helles Lied
ein dunkler Klagelaut
Ist es ein Brechen, Bersten
oder schafft ein Urknall eine neue Welt?

Vorsichtig
um nichts kaputt zu machen
mit zarten Fingerspitzen nur
das Wortgewirr in Bahnen ordnen
Sie lenken
aber nicht bestimmen
Glätten
aber schleifen nicht
  
Die Augen schließen
Einen Schritt zurück treten
und ihnen Freiraum geben
Dass sie sich unbehelligt finden
ein Muster bilden
ihre Geschichte erzählen
ein jedes an seinem Platz

Dann nehme ich es von der Staffelei
mein wortgemaltes Bild
Signieren muss ich es nicht
Es trägt mich schon in sich
Und häng es auf im
World wide web
damit's gelesen wird
damit es lebt