Montag, 4. Januar 2016

Jahreswechsel

Silvester ist
wenn das Jahr den Mantel wechselt
und unter neuem Namen
in die nächste Runde geht

So viel Vergangenheit bringt es mit
einen verruchten Hauch von Zukunft
und jede Menge Alltag
der nicht hält
was er verspricht
aber vielmehr leistet
als man ihm zutraut

Alltag
der nach Leben schmeckt
so wie das Leben nach ihm
der sich in jedem Feuerwerk
aufs Neue legitimiert
und doch niemals
Anerkennung findet

Ein neues Jahr
mit neuen Hoffnungen
die doch älter sind als du
weise über dich hinausstreben
weit hinein ins unfassbare Immer
jenseits deines kleinen Jetzt
dorthin wo du dich
findest

Dienstag, 15. Dezember 2015

Assoziationen



Du bist in den Vogelschwärmen
die in der Dämmerung
am Himmel kreisen
Weißt du noch, Hutsche?
Die Vier-Uhr-Krähen hast du sie genannt

Ein jedes Lebkuchenherz
mit Marmeladefüllung
schmeckt nach der braunen Handtasche
deren verheißungsvoller Duft
meine Spaziergänge versüßte

In jedem Winterwald
hoff ich auf Mandarinenspalten
die der Pezi-Bär im Schnee
für mich zu Mustern angeordnet hat
eine verzauberte Schatzsuche
von Station zu Station

Und für den Nikolo
singen wir gemeinsam
du und ich
Lasst uns froh und munter sein
zweistimmig
immer

Dienstag, 8. Dezember 2015

Endspurt

Einfach durchstehen
durchtauchen
durchziehen

Bis Weihnachten
und darüber hinaus
Bis es besser wird
Falls es besser wird

Und falls nicht
ist zumindest wieder
ein Stück geschafft

Eine Etappe
auf meinem Weg
Ein Kapitel
in meiner Geschichte
Ein Posten
auf meiner To do List

Abgehakt
überstanden
bewältigt
vorbei

Unwiederbringlich
verloren

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Resurrection


Als wäre nichts gewesen
machst du weiter
wo du aufgehört hast.
Vorher.
In einem anderen Leben.

Als lägen nicht Schichten von Zeit
als stünden nicht Klippen von Schmerz
zwischen dir und
Vorher.

Als wärst du noch ganz.
Als hättest du nicht
den Abgrund geschaut.
Als wär nicht ein Stück von dir
dort geblieben.

Und doch ist es anders.
Vielleicht liegt es am Licht
das gedämpfter scheint.
Vielleicht liegt es an dir.

Denn ein Stück von dir
ist noch immer
dort.

Samstag, 3. Oktober 2015

Zuflucht

Könnte ich malen 
wäre dies der Moment
den Pinsel zu zücken 

Grün für die Hoffnung
die noch warm
die Hügel überzieht 

Dazwischen erste Sprenkel von Rot und Gold
lächeln dem Herbst
entgegen

An den Weinstöcken prangen 
süße Versprechungen
in kräftigem Violett

Eine Prise Sonnenlicht
und ein paar Tränen
für den Aquarell-Effekt

Und dann hineinsteigen
in mein Bild 

Sonntag, 13. September 2015

Hutschi Oma

Verglommen ist dein Licht
ganz leise
Wir hatten nicht geahnt
wie tief dein Stern schon steht

Heiter bist du gegangen
fast beiläufig und
ohne Abschied
Abschiede hast du nie gemocht

Tausend Kindheitssplitter
lässt du mir zurück
Berührungen, Lieder, Spiele, Gerüche
voll Freude und Geborgenheit
Ich trage sie alle in mir

Die Selbstverständlichkeit deiner Gegenwart
hast du mitgenommen
Fremd ist die Welt ohne dich
Und ich kann nicht fassen
dass du nur noch
Erinnerung bist

Donnerstag, 13. August 2015

Sternschnuppen

Du brauchst nur zu warten
den Blick in die dunkle Weite gerichtet
die unerfassliche Zahl an fernen Feuern
von denen dir deiner Kurzsichtigkeit
und deiner Menschlichkeit wegen
ein verstörend großer Teil
verborgen bleibt

Und dann immer wieder eines
das vom Himmel fällt
kurz und schmerzlos
an der Grenze zur Illusion
und du hast einen Wunsch frei

Eigentlich sollte dich jetzt
die Demut packen
Klein solltest du dich fühlen angesichts
der Unendlichkeit

Und doch erinnert das
was dich erfüllt
eher an Wut
Ein unbändiges Wollen
gepaart mit absoluter
Aussichtslosigkeit

Tausende Fragen
ein unstillbarer Drang
zu wissen
welche Seelen, Welten, Bilder
sich hinter diesem Schwarz verstecken

Und was an deiner Seele nagt
ist nicht, dass du nicht weißt
sondern dass du niemals
wissen wirst