Dienstag, 5. Juni 2018

Auf der anderen Seite


Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, stand er minutenlang regungslos. Starrte auf die Klinke. Noch hing ein Hauch ihres Parfums in der Luft, eine langsam verblassende Erinnerung an Rosen mit einer heimlichen Note von Jasmin. Er würde es überall wiedererkennen. Jedes Mal, wenn ihn der vertraute Duft von irgendwo anwehte, würde ihn ein wohliger Schauer durchzucken. Die Hoffnung, dass sie es ist. Die Angst, dass sie es ist. Und dann Enttäuschung. Weil sie es nicht ist.

Es war still in der Wohnung. Als hätte sie alles Leben mit sich fortgenommen und eine leere Kulisse zurückgelassen. Nur eine verzweifelte Fliege summte viel zu laut. Aber an die Stille würde er sich gewöhnen.

Bevor sie gegangen war, hatte sie ihn angelächelt. Ein letzter Pfeil, den sie auf ihn abschoss, ihre stärkste Waffe – und sie traf ins Schwarze. Beinahe hätte er die Hand ausgestreckt, um sie aufzuhalten. Aber es war zu spät, er hätte sie nicht halten können. Jetzt nicht mehr.

Regungslos stand er im Flur und starrte auf die Tür, hinter der sie verschwunden war. Immerhin hatte sie gelächelt. Und Türen konnte man öffnen. Irgendwann.






  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen