Donnerstag, 22. März 2012

Erinnerungen

Manche Lieder singen mir
immer von der Kindheit
Für einen Augenblick
find ich mich wieder
an Tante Trudes Hand

Das Vogelzwitschern riecht
nach Frühling
nach neuen Schuhen und
nach frischem Gras

Ein Rasenmäher brummt mir
aus der Ferne
von sommerlicher Glut
auf heißem Stein

Der Wald erzählt mir
erdig seine Märchen
von Feen, Zauberern und
meinem Opapa

Und wenn an Winternachmittagen
die Krähen früh sich sammeln
unter dem tiefen Mond
duftet's mir süß
aus der Lebkuchentasche
meiner Omama

Dienstag, 14. Februar 2012

Veränderungen

Die Zeit aufhalten
an ihrer unentdeckten Bremse ziehen
Wie oft ist dieser Wunsch schon
aus der Menschen Mund und Hand geflossen

Den Augenblick zu einer Ewigkeit zerdehnen
sei es aus Glück oder auch nur
weil nie was Besseres nachkommt
Im Hier verharren
unbewegt wie ein
auf Papier gepresstes Bild

Der Sprung ins Wasser
ist immer kalte Angst
ein noch so laues Jetzt
wirkt im Vergleich
wie einer Mutter Schoß
des feigen Geistes Trug
von Sicherheit

Und doch schenkt uns
die unbekannte Zukunft
hat sie uns einmal eingeholt
mitunter mehr
als uns die alte Gegenwart
erhoffen ließ

Das Morgen
unvermeidlich wie der nächste Atemzug
verliert den düsteren Schrecken
mit jedem Schritt ans Licht
und macht den Augenblick
den festzuhalten
mir nicht gegeben war
erst ganz zu meinem
im Glanz der unabänderlichen
Vergangenheit

Sonntag, 1. Januar 2012

Rückblick

Ein Jahr, das
jede Schranke brach
und alle Grenzen sprengte
das unvermutet in den Schoß mir warf
was ich mir nicht verdient
und worum in meiner Blindheit
ich nie gebeten hatte

Ein Jahr, das mich
mit harter Hand
auf steilen Pfaden und
durch düstere Schluchten
beständig vorwärts zwang und
unerbittlich
in die Sonne führte

Ein Jahr, das mir
das Steuer nahm
die Macht und die Kontrolle
und mir dafür den Frieden gab
ein neues, stilles Sein

Ein Jahr, das mir
noch vorenthielt
die Antwort auf die große Frage
doch schenkte es mir Dankbarkeit
die keinen Zweifel kennt

Montag, 10. Oktober 2011

Selbstgespräch

Überdruss
der meine Kehle schnürt
Wut und Abscheu
im handlichen Doppelpack
und keine Aussicht
auf Flucht

Wären irgendwann
in grauer Vorzeit
die Würfel anders gefallen
wo stände ich heute?

Wäre ich glücklicher?
Einsam?
Verzweifelt?
Suchte ich noch nach dem
was man Liebe nennt?

Gefangen in dem Palast
den ich mir einst so stolz erbaute
dem Heim, das ich mir damals
hoffnungsfroh gegründet hab
Verantwortlich für jene
welche ihr Schicksal
nicht selbst verschuldet haben

Mein Geist irrt ziellos
wie durch ein Labyrinth
pocht an der Türe jeder Möglichkeit
die mir verschlossen ist
schneidet sich an den Kanten
jener Schluchten
die mir offen stehen
torkelt in wirren Kreiseln
und findet keinen Halt

Was nützt mir alles sture Streben
nach Zielen, Lösungen und Strategien
wenn jeder Pfad
in einen Abgrund führt
und jede Option
an eine Wand?

Ich muss mich mahnen
zu bedenken
dass auch Taumeln
eine Form der Fortbewegung ist
und dass dort irgendwo im Dunst
der Boden wartet
am Ende meines freien Falls.

Dienstag, 6. September 2011

Fragen

Wer hat das Licht
in deinem Lächeln
ausgeknipst?

Wer hat die Wärme
deiner Haut
neutralisiert?

Wer macht
dass meine Blicke
an dir vorüber schweifen
als fänden sie dort nichts
was ihnen Heimat geben kann?

Wer redet mir mit kalter, klarer Stimme
von deinen Fehlern
deiner Unzulänglichkeit?

Wo ist mein Sehnen
ist mein heißes Streben
nach der Berührung deiner Hand?

Wo flackert noch das Feuer
das uns so unumstößlich
aneinander band?

Wo hab ich dich verloren?
Und warum frag ich mich auf einmal
ob ich dich je fand?

Insomnia

Da liegt er nun
mein ramponierter Körper
zerknüllt wie eine leere Haut
die achtlos in ein Eck
geworfen wurde
blank vor Erschöpfung
und rastlos
in seinem faden Schmerz

Die wirren Fäden
die ihr Netz in wilder Hast
durch meine Sinne spinnen
fügen sich nicht
zu einem klaren Bild
und kein Gedanke findet
Gestalt genug
dass ich ihn greifen kann

Das Morgen lauert schon zu nah
das Gestern ist versickert
zu belanglos
der Schlaf verblasst als Trugbild
viel zu fern
als dass ich streben könnte
nach seinem sicheren Ufer

Und ich verharre
verloren in der Zeit
kann in kein Denken
in kein Fühlen mich entziehen
die Tore sind geschlossen
in das Refugium des Traums
und selbst der große Bruder Alptraum
schlägt mir die Türe zu

So lieg ich ächzend
unter meines Leibes Last
verdammt dazu
in dumpfem Sein zu warten
auf einen neuen Tag
den ich viel lieber noch
in weiter Ferne säh

Montag, 11. April 2011

La Surprise

Plötzlich
singen die Vögel lauter
leuchten die Farben bunter
fließen die Tränen wärmer

Hinter der Maske der Beiläufigkeit
hat Gott die Karten
neu gemischt

Ich hatte ihn nicht
um ein As gebeten
doch Glück gehört
zum Spiel

Zweidimensional und fern
zieht jetzt die Welt
in der ich gestern lebte
an mir vorbei

Die Wahrheit schlummert noch
geborgen im Geheimen
ich hüte lächelnd meinen Trumpf
und setze auf Full House